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MBA, Master in Finance oder CFA?
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Master in Finance, MBA oder CFA?
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Vielfach pendeln angehende Studenten, die in der Finance-Welt Fuß fassen wollen, zwischen einem Master in Finance, einem MBA oder einem CFA, wobei letzterer kein akademischer Grad ist und im Selbststudium erworben wird, dennoch aber die Reputation eines Masters genießt und in etwa auch dessen Level erreicht.
Grundsätzlich gilt: Alle Wege führen nach Rom, jeder Abschluss kann helfen, ein beliebiges Berufsziel zu erreichen, definitiv wird man durch keinen Abschluss wie von selbst im Wunschberuf landen. Zudem eignen sich verschiedene Programme für verschiedene Ziele je nach Ausrichtung mehr oder weniger gut. Wir vergleichen nachfolgend alle Programme kurz miteinander, ihr findet aber auf unserer Webseite sowohl zum MBA als auch zum CFA sehr umfassende Artikel, denen ihr weitere Infos entnehmen könnt.
Die Abkürzung „CFA“ steht für „Chartered Financial Analyst“ und richtet sich in erster Linie an Portfoliomanager und Mitarbeiter im Equity sowie im Fixed Income Research. In zweiter Instanz haben jedoch auch einige wenige Professionals im Investment Banking, in den Corporate Finance Teams von Unternehmensberatungen und den Finanzabteilungen von Konzernen einen CFA-Abschluss. Im Bereich Sales & Trading hingegen gilt der CFA als unüblich, da er für entsprechende berufliche Positionen nicht konzipiert ist.
Wer also direkt weiß, dass er auf die Buy-Side wechseln möchte, ist mit dem CFA zumindest fachlich gut beraten. Kontrapunkte dagegen sind die lange erwartete Programmdauer, die im allerbesten Fall 1,5 Jahre, meist aber eher 3 Jahre beträgt und die fehlenden Networking- und Recruiting-Möglichkeiten. Zudem sind vier Jahre Berufserfahrung notwendig, ehe man den Titel überhaupt erwirbt, selbst wenn alle Prüfungen bereits geschrieben wurden. Für eine Rolle im Investment Banking dagegen lohnt sich der CFA nur sehr bedingt. Praktisch niemand bekommt Bonuspunkte für einen CFA im Lebenslauf und bestenfalls hilft der gelernte Stoff um sicher durch die technischen Fragen im Einstellungsinterview zu navigieren. Hier gilt eine relativ einfache Regel: Wer die etwa 900 Stunden, die für das Selbststudium zum CFA benötigt wird, für aktives Networking und die Vorbereitung seiner Bewerbungen investiert, hat vermutlich eine mehrfach höhere Chance an einen Job zu kommen.
Ein MBA kommt trotz seines generalisierten Studienansatzes und trotz der Tatsache, dass er sich (unter anderem) an Studenten ohne betriebswirtschaftlichen Hintergrund richtet vielfach in die engere Wahl um bei großen Investmentbanken und Asset Managern Fuß zu fassen. Je nach Hochschule können in dem MBA durchaus sehr viele Finance-Kurse belegt werden und alle großen Investmentbanken und Asset Manager rekrutieren gerade an den angelsächsischen Hochschulen sehr aktiv aus MBA Programmen, so dass die Chancen seinen Traumberuf über einen MBA zu erreichen sehr hoch stehen, wenn man bereit ist, innerhalb des Studiums an seiner eigenen Karriereentwicklung zu arbeiten. Das gilt besonders, da MBA Programme die Möglichkeit bieten, ein Praktikum zu machen über das die meisten das Ticket zu ihrem beruflichen Ziel bekommen. Kontrapunkte jedoch sind, dass ein MBA-Studium an einer guten Uni (und nur dort rekrutieren große Unternehmen aktiv) exorbitant teuer ist, oftmals 1,5 oder 2 Jahre kostet und zwei bis drei Jahre Berufserfahrung fordert, die Uniabsolventen noch nicht haben. Vor dem Hintergrund der Berufserfahrung muss erwähnt werden, dass das Ziel eines MBAs das Placement seiner Studenten als Associate und nicht als Analyst bei z.B. Investmentbanken ist. Auf der Buyside verhält es nicht unähnlich, MBAs streben immer den Einstieg auf der zweiten Stufe der Karriereleiter an. Entsprechend bietet sich ein solches Programm sehr für Career Changer mit Berufserfahrung an, aber nicht für frisch gebackene Bachelor-Absolventen.
Ein Master in Finance richtet sich wie auch ein MBA sowohl an Studenten, die eher auf die Sellside wollen als auch an solche die einen Blick auf die Buyside geworfen haben. Die meisten Master in Finance Programme bieten umfassende Spezialisierungsmöglichkeiten und bieten ähnlich einem MBA sehr gute Networking- und Recruiting-Möglichkeiten. Die größten Pluspunkte sind hier, dass Master in Finance Programme an guten Unis ein ähnliches gutes Sprungbrett wie ein MBA darstellen, im Fall von Pre-Experience Programmen aber keine Berufserfahrung benötigen und daher auch Bachelor-Absolventen ohne Berufserfahrung ohne weiteres offen stehen. Damit sind Master in Finance Programme sehr beliebt um an eine Top-Uni in ein Top-Programm zu starten noch bevor man längere Zeit gearbeitet hat. Ein Nachteil ist, dass viele Master in Finance Programme, insbesondere an den britischen Spitzenuniversitäten nur ein Jahr gehen und keine Möglichkeit eines Praktikums zwischendurch bieten. Allerdings gibt es durchaus einige zweijährige Master in Finance Programme wie z.B. die Programme der Stockholm School of Economics.
Analog unserem MBA / CFA Vergleich im CFA Artikel, wollen wir hier einen Master in Finance mit einem MBA und einem CFA über mehrere Dimensionen weg vergleichen, um euch eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben:
Vorteil #1: Lernen, was wichtig ist
Ein MBA ist ein MBA und damit kein Finance-Programm. Zwar können auch MBA Studenten Finance Electives belegen, doch so tiefgreifend wie in einem Master in Finance wird die Materie nicht aufgearbeitet. Wer zudem Investment Banker oder Portfoliomanager werden will, braucht eine gute Kenntnis der Finanzmärkte und gewiss keine Vorlesungen in Marketing, Human Resources oder Operations Research. Sowohl ein CFA als auch Master in Finance befassen sich ausschließlich mit Finance-Themen, allerding ist der CFA extrem praxisorientiert und konzentriert sich auf die Buyside. Der Master in Finance ist akademischer und theorielastiger, deckt aber die gesamte Bandbreite der Finance ab und erlaubt individuelle Spezialisierungen.
Vorteil #2: Aufbau eines beruflichen Netzwerks
Hier punktet der MBA ganz vorne, der Master in Finance folgt unmittelbar dahinter und der CFA liegt weit abgeschlagen in der Wüste. Jedes gute MBA Programm lebt vom Networking der Studenten untereinander sowie vom Networking mit Unternehmen und deren Professionals bei verschiedenen Events auf dem Campus. Master in Finance Studenten genießen an guten Unis grundsätzlich die gleichen Vorteile und können ähnlich intensiv networken, in vielen Programmen aber haben die Studenten noch nicht so viel Berufserfahrung wie im MBA und die Finance Programme gehen oft kürzer als die MBA-Programme. Zwar stehen auch CFA Kandidaten über die jeweiligen lokalen CFA Societies Networking-Optionen zur Verfügung, gleichwertig zum MBA oder zum Master in Finance wird das Programm dadurch aber noch lange nicht, denn am Ende des Tages sind CFA Kandidaten immer Einzelkämpfer. Für wen also der Aufbau eines nachhaltigen und langlebigen Netzwerks von Geschäftskontakten die oberste Pflicht ist, sollte zunächst in Richtung eines MBAs oder Master in Finance blicken ehe er an den CFA denkt.
Vorteil #3: Uni = Sozialleben + Work-Life Balance + Party
Ein Bestandteil eines MBAs oder eines Masters in Finance ist das studentische Leben. Egal wie hoch der Workload ist, Zeit für eine Party und den ein oder anderen Ausflug gibt es immer. So ist am Ende der Master und die damit verbundene Rückkehr an die Hochschule für viele oft eine anstrengende aber doch schöne Zeit im Leben. CFA Kandidaten dagegen berichten einstimmig, dass das Bearbeiten des CFA Curriculums neben einem fordernden Job in der Finanzindustrie einen oftmals in die Vereinsamung treibt und zumindest vorübergehend das eigene Sozialleben effizient beiseite räumt.
Vorteil #4: Der „Harvard“-Effekt
Wer es kaum erwarten kann, bis er sich endlich im „BOAH! DU WARST IN HARVARD?“ – Effekt unter seinen Freunden und Bekannten sonnen kann, wird mit dem CFA nicht glücklich werden. Das Beispiel greift natürlich nur im übertragenen Sinne, aber wenn man ehrlich ist, dann ist für viele Studenten der Punkt, an einer Elite-Uni wie der LSE, Oxford oder Cambridge gewesen zu sein durchaus etwas wert und es sieht zugebenermaßen nicht schlecht im Lebenslauf aus. Hier punkten die MBA- und Master in Finance Programme der Top-Unis ganz klar, da man mit ihnen den Brandname einer bekannten Hochschule erwirbt. Zwar ist der CFA ohne Zweifel der wohl bekannteste non-akademische Abschluss in der Finanzindustrie und CFA Charterholder haben den Respekt ihrer Kollegen sicher (jedenfalls wenn diese wissen, wie steinig der Weg zum CFA ist), aber an die Strahlkraft der ganz großen Top-Programme der internationalen Spitzenunis reicht er nicht heran. Zudem ist ein MBA oder ein Master in Finance an sich weit bekannter als ein CFA. Wer also Brand-Name-Politur für den Lebenslauf will, fährt mit dem Master besser – eine gute Hochschule vorausgesetzt.
Vorteil #5: Flexibilität oder auch „Ich weiß noch nicht was ich mal machen will“
Ein klarer Nachteil des CFA ist die mangelnde Flexibilität. Was gelernt werden muss, wird vom Curriculum exakt vorgegeben. Es gibt keine modularen Komponenten im Programm, jeder macht das gleiche. Ein MBA oder ein Master in Finance ist dagegen ist um ein Vielfaches flexibler. Beide Programme erlauben das Belegen verschiedener Kurse in Fachbereichen, in denen man Kompetenzen entwickeln möchte. Ein MBA erlaubt zudem im Gegensatz zu einem Master in Finance aufgrund seiner allgemeinen Ausrichtung auch ein wenig zu „spielen“ und neue Fachbereiche zu erkunden und ganz neue Fähigkeiten zu entwickeln, neue Erfahrungen zu machen und neue Eindrücke zu gewinnen. Allerdings nehmen sich im direkten Vergleich MBA und ein Master in Finance diesbezüglich oft nicht allzu viel, so dass hier beide gegenüber dem CFA weit vorne liegen. Der CFA hingegen ist eine Einbahnstraße mit einem einzigen klar definierten Ziel vor Augen von dem es keine Abweichungen gibt – und das heißt nun mal „Asset Management“ und nicht „Investment Banking“, „Sales & Trading“ oder „Unternehmensberatung“.
Vorteil #6: Nach einem oder zwei Jahren ist der Spaß vorbei
Ein Master in Finance dauert ein oder zwei Jahre, je nach Hochschule. Dasselbe gilt für ein MBA Programm. Danach ist das Programm vorbei und man hat den Titel in der Tasche. Um den CFA dagegen in nur 1 ½ oder 2 ½ Jahren abzulegen, gehört extrem viel Power dazu, die die meisten schlichtweg nicht haben werden. Zudem ist für den durchschnittlichen Teilnehmer einmal durchfallen schon von Anfang an eingepreist. Somit sind drei bis manchmal vier Jahre eher realistisch und sei es, dass im Zweifel noch auf die Vollendung der vier Jahre qualifizierter Berufserfahrung gewartet werden muss. Für Ungeduldige ist der Master in Finance oder auch ein MBA somit der bessere Weg.
Vorteil #7: Jobwechsel leicht gemacht
In einem weiteren Aspekt punkten sowohl Master in Finance als auch MBA ganz klar: Wer in seinem aktuellen beruflichen Umfeld unglücklich ist und einen Wechsel in einen anderen Sektor plant, ist mit einem Master in Finance oder noch besser einem MBA meist besser dran. Mit dem Master kann jeder auf den „Reset“-Button drücken, zurück zur Uni gehen und im übertragenen Sinne nochmal von vorne starten. Über die Recruiting-Events an der Uni und die zahlreichen Möglichkeiten der Neuorientierung ist es relativ leicht, von einem Wirtschaftszweig in einen anderen zu springen. Wer einen Master in Finance absolviert, trifft damit eine ganz klare Ansage bezüglich seiner beruflichen Pläne und im Fall eines MBAs wissen Recruiter ganz genau, das die meisten MBAs Studenten mit mehrjähriger Berufserfahrung sind, die auf einen Jobwechsel aus sind. Wer sich für den CFA entscheidet, dem bleiben die Recruiting-Chancen auf dem Uni-Campus verschlossen. Das ist kein K.O. Kriterium für einen Karrierewechsel, leichter haben es die Master- und MBA-Studenten aber in jedem Fall, da sie ausgiebig von den Networking- und Recruiting-Möglichkeiten an der Uni Gebrauch machen können und sich ein oder sogar zwei Jahre auf ihre Karriereziele konzentrieren können ohne vom Job abgelenkt zu werden.
Nachteil #1: Der Kostenpunkt
Beim Blick aufs Konto holt der CFA zum klaren Sieg gegen den Master in Finance und den MBA aus. Ein CFA kostet umgerechnet etwa 4.000 Euro. Ein sehr gutes Master in Finance oder MBA Programm sprengt schnell ein Loch zwischen 20.000 bis 100.000 Euro in die Kasse.
Nachteil #2: Berufsleben – Game Over
Dieser Punkt ist nur bedingt ein Nachteil, denn er trifft nur diejenigen, die bereits im Beruf tätig sind und einen MBA oder einen Post-Experience Master in Finance anstreben. Für frisch gebackene Bachelor-Absolventen gilt dieser Punkt daher nicht. Ein Master und ein MBA ist normalerweise ein Ausstieg aus dem Berufsleben für zwei Jahre, bestenfalls an einigen europäischen Hochschulen für ein oder anderthalb Jahre. Entsprechend kommt ein unter Umständen recht schmerzhafter Ausfall den Einkommens auf die Studenten zu. Es gibt zwar Part-Time Programme, diese sind aber nicht vergleichbar mit den internationalen Spitzenprogrammen, die oft zum begehrten Job führen sollen, eine seltene Ausnahme findet sich bestenfalls bei Master in Finance Programmen, bei denen das Part-Time Format auch an den Top-Hochschulen etwas weiter verbreitet ist.
CFA Kandidaten dagegen bleiben im Job und haben nicht nur kaum Kosten zu tragen im Vergleich zu Master Studenten, ihr Einkommen läuft zudem weiter und sie können die Zeit nutzen, weiter an ihrer beruflichen Laufbahn zu arbeiten. Dieser Vorteil kommt jedoch mit folgender Erkenntnis: Neben einer 50 oder 60 Stunden Woche das CFA Curriculum durchzupauken ist zuweilen eine sehr schmerzhafte Erfahrung.
Nachteil #3: Der Bewerbungsprozess
Jeder, der an einer Eliteuniversität einen Master oder einen MBA gemacht hat, weiß eines genau: Der Bewerbungsprozess an den internationalen Spitzeninstitutionen kostet Nerven pur und kann zudem für sich alleine bereits recht teuer werden. Hier punktet eher der CFA, denn für ihn sind keine Zeugnisse, Motivationsschreiben und Referenzen notwendig. Anmelden kann sich jeder, sofern er die Zulassungsvoraussetzungen (vier Jahre Berufserfahrung oder Student im letzten Jahr des Bachelorstudiums) mitbringt.
Nachteil #4: Gruppenarbeiten ohne Ende
Dieser Punkt ist zugebenermaßen ambivalent und nicht zwingend ein Nachteil. Er betrifft jene Studenten, die gerne für sich selber arbeiten und volle Kontrolle über ihre Noten haben. Master in Finance Programme (zumindest diejenigen, die sich eher an Professionals richten) und MBA-Programme leben von Gruppenarbeiten und dem damit verbundenen Networking. So positiv das sein mag, heißt es, dass mit seiner Kursnote stets in Sippenhaft mit den anderen genommen wird, was nicht jedem gefällt. Wer grundsätzlich keine Gruppenarbeiten mag, wird sich im CFA Programm als einsamer Einzelkämpfer deutlich wohler fühlen als im Master, dessen intensive Gruppenarbeiten ein Hauptmerkmal des Studiums sind.
Nachteil #5: Nichts für Entrepreneure
Wer auch nur im Ansatz daran denkt, etwas Eigenes aufzubauen im Leben, kann sich sowohl vom CFA als auch vom Masters in Finance gleich verabschieden, denn beide Programm lehrt nichts, was man in der Rolle eines Start-Up Managers gebrauchen könnte. Hier kann ein MBA dagegen Gold wert sein.
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