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   Bankausbildung mit anschließendem Studium – ein Auslaufmodell

Für viele, die sich nur schwer entscheiden können, war in der Vergangenheit oft die Kombination aus einer Bankausbildung und einem Hochschulstudium der Königsweg. Zunächst wurde nach der Schule eine Bankausbildung absolviert, danach ging es an die Hochschule. In den 70ern, 80ern und 90ern war dieser Weg in der Tat oft sehr erfolgsversprechend und ein typisches und oft wiederkehrendes Merkmal vieler Lebensläufe beruflich sehr erfolgreich Personen. Ohne hier zu implizieren, dass dies heute nicht mehr so sei, hat sich seitdem jedoch viel geändert und die Kombination einer Bankausbildung mit anschließendem Studium beginnt langsam auszusterben, da dieser Weg gerade für hochgradig leistungsbereite Abiturienten mit ehrgeizigen Karrierezielen aus verschiedenen Gründen kaum noch attraktiv ist.

Die beiden wichtigsten Gründe, die diesen einst klassischen Ausbildungspfad hinter vielen Spitzenkarrieren innerhalb weniger Jahre aufs Totenbett katapultiert haben, ist einerseits die Umstellung der deutschen Studiengänge auf das Bachelor- und Mastersystem und andererseits das inzwischen vielfältige Angebot dualer Studiengänge durch Berufsakademien aber auch Fachhochschulen und Universitäten. Berufsakademien gibt es bereits seit Jahrzehnten, der große Durchbruch des Konzepts und die damit verbundene steigende Popularität war jedoch überwiegend eine Entwicklung des letzten Jahrzehnts, die durch den Bologna-Prozess mit beschleunigt wurde. Im alten deutschen Bildungssystem spielten die Faktoren Zeit und Alter eine untergeordnete Rolle. Zwar wurde gern gesehen, wenn Studenten zügig das das Studium absolvierten, aber 10 bis 12 Semester waren der Normalfall auf dem Weg zum Diplom-Kaufmann.

Somit waren viele Studenten Bei Abschluss zwischen 25 und 27 Jahre alt, zwei Jahre mehr oder weniger für eine Bankausbildung spielten da kaum eine Rolle und viele Vorteile, so z.B. erste Praxiserfahrung zu Beginn des Studiums und damit verbunden bessere Chancen auf qualifizierte Praktika, sorgten für eine sehr günstige Ausgangslage der Studenten am Jobmarkt gegenüber ihren Mitstreitern, die direkt von der Schule kamen. Die Bologna-Reform hat diese Welt nachhaltig auf den Kopf gestellt und zu einer enormen Beschleunigung des Berufseinstiegs beigetragen. Wer 1990 mit erst mit 27 in den Beruf nach seinem Studium einstieg, war der Normalfall, heute dagegen sind dies seltene Ausnahmen. Studenten sehen sich heute sowohl in Deutschland als auch im Ausland mit einer Konkurrenz konfrontiert, die normalerweise mit 21 oder 22 Jahren den Bachelor abgeschlossen hat und auf den Berufseinstieg zusteuert.

Während viele deutsche Mittelstandsunternehmen diesen Arbeitskräften ursprünglich skeptisch gegenüber standen, haben vor allem die typischen Arbeitgeber, über die Spitzenkarrieren begründet werden (z.B. McKinsey, BCG, Deutsche Bank, Morgan Stanley usw…) allesamt sehr schnell ihr Recruiting in Deutschland angepasst, da man auf internationalem Level schon längst mit der Aufteilung in Bachelor und Master vertraut war und mit jungen Hochschulabsolventen umfassende Erfahrungen hatte. In der Folge ist die Kombination aus einer Bankausbildung und einem anschließendem Studium heute für viele Abiturienten sehr unattraktiv geworden.

Wer die Wahl hat, eine zweijährige Bankausbildung zu machen oder ein dreijähriges Bachelorstudium zu absolvieren, dass gänzlich andere und weitreichendere Karrierechancen eröffnet, verwirft den Gedanken an eine Ausbildung oft direkt. Jene, die diesen Weg dennoch gerne sehen möchten, sehen sich dagegen mit der unkomfortablen Situation konfrontiert, bedeutend älter im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen zu sein. Während Altersdiskriminierung selbstredend illegal ist und das Einstiegsalter bei vielen Unternehmen kaum eine Rolle spielt, gibt es eine Reihe von anspruchsvollen Karrierepfaden, bei denen das Alter des Bewerbers de fakto zu einem erheblichen Nachteil werden kann.

Am Beispiel des Investment Banking illustriert ein Beispiel diesen Umstand: Gehen wir davon aus, es bewirbt sich ein 27 Jahre alter Hochschulabsolvent bei einer Investmentbank als Analyst. Die Bank wird mit jemandem in diesem Alter kein Problem haben, allerdings muss sich der Bewerber die Frage stellen, ob er sich in dem Umfeld wohlfühlen wird, wenn sein ihm vorgesetzter Associate womöglich selber nur 24 Jahre alt ist. Ein noch extremeres Beispiel ist, dass jemand der mit 21 die Hochschule verlässt und in die Bank einsteigt, mit 27 bereits Vice President sein kann und damit als Projektleiter dem Team vorsteht. Aus diesem Grund ist ein Einstieg mit zunehmendem Alter problematischer und eine Bankausbildung kann zunehmend Hürden für den weiteren Karrierepfad schaffen, wenn das Alter zu hoch ist, um noch in einigen Branchen Fuß zu fassen.

Relativierend muss gesagt werden, das dies ein Sachverhalt ist, der in erster Linie nur die Leute betrifft, die nach der typischen „Turbokarriere“ im Investmentbanking und in Unternehmensberatungen suchen. Im Commercial Banking (z.B. Private Banking oder Firmenkundenberatung) ebenso wie in vielen Jobs in der Industrie ist dieses Problem praktisch keines. Allerdings hält dies viele Schüler und Studenten nicht davon ab, sich selber massiv unter Zeitdruck zu setzen, was eine recht neue Entwicklung ist, die es in der deutschen Studentenschaft in dieser Form vor 20 Jahren nicht gab.

Ein weiterer Umstand ist, dass die Bankausbildung grundsätzlich nur wenige „harte“ Vorteile für das Studium bietet. Ein sehr weit verbreitetes und grundsätzlich falsches Vorurteil ist, dass Studenten mit einer Bankausbildung enorme Vorteile im Studium haben und nach dem Studium sehr viel leichter einen Job finden. Bezüglich des Vorwissens muss festgehalten werden, dass Bankkaufleute aus ihrer Ausbildung im Vergleich zu einem Hochschulstudium nur ein sehr oberflächliches und grundsätzliches Wissen haben.

Der Wissensvorsprung in einigen Kursen, wie z.B. Rechnungswesen, ist meist nach einem Semester völlig aufgezehrt. Auf der anderen Seite haben die Bankkaufleute dagegen besonders Aufholbedarf wenn es um Mathematik und Statistik geht. Hinsichtlich des Statements, dass der Berufseinstieg leichter gelingt, ist erneut zu differenzieren, welche Karriereziele der Student hat. Wer nach dem Studium zurück ins Commercial Banking (z.B. als Berater bei einer Sparkasse oder der Commerzbank) oder in die Industrie gehen will, hat durch seine Erfahrung sicher einige Vorteile. Wer jedoch eine Spitzenkarriere (erneut => Investmentbanking oder Unternehmensberatung) anstrebt, für den ist die Bankausbildung wertlos, da diese ab einem gewissen Niveau bei Arbeitgebern keine Anerkennung findet. Stattdessen sind qualifizierte Praktika im Studium erforderlich, um in diesem Bereich Fuß zu fassen. Entsprechend hochwertige Praktika haben daher ein weit höheres Gewicht als die gesamte Bankausbildung.

Die hier geschilderten Sachverhalte zeigen einerseits auf, warum die Kombination Bankausbildung plus nachfolgendes Studium zum Auslaufmodell geworden ist und andererseits, dass es für Schulabgänger essentiell wichtig ist, frühzeitig über die eigenen Ziele nachzudenken. Wer keine Höchstansprüche an seine Karriere hat, darf das Thema entspannt anpacken, wenn er damit leben kann, sein erstes Gehalt erst recht spät in der Zukunft zu kassieren. Wer sich dagegen alle Optionen hinsichtlich einer anspruchsvollen Karriere offenhalten möchte, der wird oft mit der Entscheidung, direkt ins Studium zu starten, besser bedient sein, da in diesem Fall die Bankausbildung vor dem Studium keinen Mehrwert bietet.

Willst Du mehr wissen? Weiter zum Abschnitt "Duales Studium – Die perfekte Lösung?"

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